In 3 Wochen vom Spielzeug zum "lebenden" Grogu
Als ich die Serie "The Mandalorian" gesehen habe, war ich sofort begeistert von Grogu, dem kleinen grünen Wesen, das von Mando beschützt wird. Schnell war klar, dass ich auch einen "lebenden" Grogu haben möchte - und was bietet sich da mehr an, als selbst eine animatronische Version zu bauen?
Youtube-Video
Zum Projekt gibt es auch bereits ein kurzes YouTube-Video:
Der Plan
Zuerst braucht man natürlich einen Plan 😉.
Unglücklicher Weise habe ich die Serie erst einen Monat vor der Makerfaire 2023 angeschaut. Damit Grogu aber nicht erst im folgenden Jahr auf meinem Stand auf der Makerfaire sein kann, war der Zeitraum für die Umsetzung recht eng bemessen. Dadurch war klar, dass ich nicht mit einem eigenen 3D-Druck beginnen kann, sondern auf ein Spielzeug zurückgreifen muss, das ich umbauen kann. Am liebsten hätte ich den Kopf sogar selbst aus Silikon hergestellt, damit er auch die Ohren bewegen kann - aber auch das wäre zeitlich utopisch gewesen. Als Kompromiss kann der animatronische Grogu am Kopf nur nur die Augen bewegen, aber das ist ja auch schon mal ein Anfang.
Basismaterial: Ein Spielzeug
Lebensgroße Grogu-Figuren gibt es zahlreiche zu kaufen: Für 15 Euro bekommt man bereits eine 30cm große Spielzeugfigur , die sich für den Umbau eignet. Wenn die Augen auch beweglich sein sollen, gibt es Figuren ab 40 Euro . Man muss nur etwas aufpassen, dass man keine Hände aus Stoff, sondern aus Gummi bekommt.
Diese Spielzeuge sehen natürlich nicht so richtig echt aus, da bedarf es noch etwas Nacharbeit.
Um den Kopf etwas lebensechter zu gestalten, reicht bereits etwas Farbe, Airbrush-Pistole und Füllwatte:
Der Kopf vorher und nachher
Auch die Hände sehen mit etwas Farbe weniger nach Plastik aus
Servos und Elektronik
Als Grundlage für die Bewegungen habe ich mich für einen ESP32 entschieden, da ich damit schon gute Erfahrungen gemacht habe und er auch genügend Leistung für die Steuerung der Servos bietet. Das verwendete Board von Waveshare bringt bereits einen dreipoligen Anschluss zur Steuerung der seriellen Servos und einen passenden Eingang für die Servo-Spannung mit. Damit entfällt bei diesem Projekt das sonst übliche Löten und zusätzliche Platinen oder Elektronik - man kann alles einfach ineinander Stecken.
Das Board enthält auch zwei RGB LEDs und einen externen Anschluss, um weitere LEDs anzuschließen. Das war später noch für den Bau der Transportkugel sehr hilfreich.
Animatronik
Für die Bewegungen der Figur sind insgesamt 7 Servos verantwortlich:
- 1 x Augen auf/zu
- 1 x Kopf Drehung
- 2 x Kopf Neigung
- 2 x Arme
- 1 x Vor-/Zurückbeugen
Als Ausblick habe ich noch einen achten Servo im Sinn, der Grogus Metallkugel interaktiv "schweben" lassen könnte.
Animationen mit Animatronic Workbench
Bei meinen bisherigen Animatronik-Projekten hatte ich immer viel Spaß mit der Hardware, dann allerdings in die Programmierung der Bewegungen nicht mehr so viel Elan gesteckt. Das ist eigentlich schade, da es ja gerade die Bewegungen sind, die die Figuren lebendig machen. Der Grund dafür war, dass es eben wirklich Programmierung ist, d.h. jede Bewegung in Programmcode geschrieben werden musste. Das ist recht mühsam, wirkt im Ergebnis oft abgehackt und muss zum Ausprobieren immer wieder neu kompiliert und gestartet werden.
Aus diesem Grund habe ich im Rahmen der Grogu-Figur die Open Source Software Animatronic Workbench entwickelt.
Damit kann man die Bewegungen der animatronischen Figur ohne Programmierkenntnisse am Bildschirm erstellen.
Als Eingabegerät verwendet die Software Midi-Mischpult-Controller, die man per USB anschließen kann und die es schon für unter 100 Euro zu kaufen gibt.
Damit kann man sich durch die Timeline der jeweiligen Animation bewegen und dabei sehr haptisch durch Dreh- oder Schieberegler die Drehungen der Servos steuern.
Dabei werden die Veränderungen direkt per USB oder WLAN an die animatronische Figur übermittelt, so dass sich diese direkt live mit bewegen kann.
Anschließend können die Bewegungen direkt in den Mikrocontroller gespeichert werden, so dass die Figur sich komplett ohne angeschlossenen Computer autonom bewegen kann und nur noch einen Stromanschluss benötigt.
Bonus: Grogus Transportkugel
Am Ende blieb bis zur Makerfaire noch genug Zeit übrig, um auch noch eine einfache Version von Grogus fliegendem "Kinderwagen" nachzubauen.
Die Grundform besteht aus Pappmache, das auf einen großen Luftballon aufgetragen wird.
Das Pappmache benötigte über eine Woche zum Trocken und musste anschließend auch noch drei mal lackiert und geschliffen werden - daher war es gut, dass ich damit bereits parallel zur Grogu Figur begonnen hatte.
Zur Stabilität und zur Befestigung eines Ständers wird die Hülle durch eine Aluminiumkonstruktion unterstützt.
Wie auch für die Grogu Figur musste ich bei der Transportkugel stark improvisieren und primär Materialien verwenden, die bereits in der Werkstatt verfügbar waren. Darunter sind orangene Installationsschläuche, Leisten, Schrauben und jede Menge Acrylfarbe.
Akzente und Alterungseffekte sind mit Airbrush aufgetragen.
Ein paar RGB LEDs runden den Look ab und machen es lebendiger.
Impressionen
Hier noch ein paar weitere Bilder von der Figur und der Transportkugel.