"Nix" ist nun schon mein fünftes Projekt in Folge aus dem Star Wars Universum, obwohl ich ursprünglich gar kein großer Fan dieses Franchise war 😀. Eigentlich bin ich auch kein Gamer, aber durch die zahlreichen Videos auf YouTube bin ich dann doch auf den Sidekick "Nix" aus dem Videospiel "Star Wars Outlaws" aufmerksam geworden. Die Optik und die Möglichkeit, die Figur beim Cosplay auf der Schulter sitzen zu haben, haben mich dann so begeistert, dass ich mich direkt an die animatronische Umsetzung gemacht habe. Glücklicherweise war mein vorheriges Projekt, der animatronische PIP Droid gerade fertig geworden und so passte das alles prima zusammen.
Seine Premiere hatte Nix nach 7 Monaten Bauzeit auf der Power of the Force Convention im Mai 2025 in Köln. Es gab viel positives Feedback - insbesondere der Podcast Datacrons - Der STAR WARS Lorecast hat in seiner Bonusfolge - POTF 2025 lobend über Nix gesprochen.
Kopf
Da ich kein 3D-Künstler bin, habe ich (wie auch schon beim Grogu und PIP Droid das grundlegende 3D-Modell der Figur auf einem 3d-Marktplatz gekauft. Dieses Mal habe ich dazu drei unterschiedliche Modelle von F23dprints, MakMade und Maker&Shaper kombiniert.
Silikon-Haut
Da sich das Gesicht und insbesondere der Mund bewegen sollten, hätte reiner 3D-Druck beim Mund wahrscheinlich wie eine alte Bauchrednerpuppe ausgesehen. Hier bot sich (wie schon beim Grogu) eine Silikonhaut an.
Dazu druckt man zuerst das Gesicht im 3D-Drucker aus und gießt davon eine Negativ-Form aus vergleichsweise hartem Silikon. Als Gegenstück dazu benötigt man nun eine etwas kleinere Version des Kopfes, die man in die Negativ-Form legt und diese mit weicherem Silikon (Shore 10) auffüllt. Der Abstand zwischen den beiden Formteilen bestimmt dabei die Dicke der späteren Silikonhaut.
Das Gesicht von Nix besteht im Original nur zu einem kleinen Teil aus Haut, der zum Kinn und den Augen nahtlos in Fell übergeht. Das stellte sich als Herausforderung dar, denn das übliche Hair-Punching (also das Einstechen einzelner Haare mittels einer speziellen Nadel) wäre bei einem so fülligen Fell nahezu unmöglich, ohne das Silikon als Trägerstruktur komplett zu perforieren. Daher habe ich für den dichten Teil des Gesichts direkt das Kunstfell verwendet, aus dem der Körper der Figur auch besteht. Die Übergänge zur Haut sind mit Haarbüscheln des Kunstfells beklebt und im Anschluss mit einem Rasierer in Form gebracht und getrimmt.
Underskull und Augen
Basierend auf der kleineren Kopfversion vom Silikon-Gießen wird in der Animatronic meist ein so genannter "Underskull" erstellt. Er entsprich dem Schädelknochen des Kopfes und beinhaltet die Mechanik für die Bewegung von Mund, Augen, Ohren etc..
Bei meinem animatronischen Nix können die Augenlider mittels insgesamt 4 Servos bewegt werden. Die Augen selbst bestehen aus einem großen Glaskörper, den ich im Teddy-Puppenzubehör gekauft habe. Die eigentliche Augenfarbe ist auf Fotopapier gedruckt und dann mit Epoxidharz hinten auf den Glaskörper geklebt, wodurch die Augen am Übergang transparent bleiben.
Die
Das führt zu der optischen Täuschung, dass die Augen den Betrachter immer direkt anschauen und ihm folgen. Daher habe ich auf die mechanische Komplexität, die Augen auch links/rechts zu drehen verzichten können.
Die Entwicklung eines mechanischen Underskulls in Kombination mit der Silikonform ist für mich immer wieder eine echte Herausforderung, insbesondere bezogen auf den Platzbedarf der Mechanik im Kopf. Zumal hier auch noch der Mechanismus zum Bewegen der Ohren mit im Kopf untergebracht werden musste. Ich habe dazu mehrere Prototypen erstellt, um die Mechanik und die Servo-Positionen zu optimieren.
Zunge
Damit die Zunge möglichst realistisch und auch ein wenig feucht aussieht, habe ich sie nach dem 3D-Druck mit Glanzlack beschichtet. Ursprünglich sollte Nix seine Zunge auch herausstrecken können, z.B. um aus seinem Napf zu trinken, falls ich neben dem "auf der Schulter sitzen" Modus noch eine autonomere Position umsetzen würde. Die Idee war, die Zunge auf einem kleinen Gleitschlitten herausfahren.
Am Ende hat sich aber herausgestellt, dass im Kopf nicht genug Platz für den Gleitschlitten oder einen zusätzlichen Servo mehr war. Dieses Feature habe ich daher weggelassen.
Ohren-"Tentakel"
Statt Ohren hat Nix auf jeder Seite drei Fell-Tentakel, die sich auf und ab bewegen können. Auf jeder Seite wird dies mittels einem STS3215 Servo für alle drei Ohren umgesetzt. Damit die Bewegungen möglichst organisch wirken und die Tentakel nicht abbrechen, wenn sie angestoßen werden, habe ich sie aus TPU Gummi 3D-gedruckt und später mit Fell beklebt. Das TPU ist sehr flexibel und bricht nicht so schnell wie PLA oder PETG. Daher passiert auch nichts, wenn die Ohren mal an meinem Hals hängen bleiben oder Nix Ohren in der Tasche eingeklemmt werden.
Nacken-Bewegung
Da der Kopf recht groß ist, war ich skeptisch, ob die in früheren Projekten verwendeten STS3215 Servos leistungsfähig genug sind, um den Nacken zu bewegen. Ich wollte es aber zumindest einmal probieren und nicht direkt die kostspieligen Dynamixel Servos verwenden, die in der Nikola Tesla Büste eingebaut sind. Glücklicherweise hat das gut funktioniert - die STS Servos sind stark genug und dennoch immer noch so leise, um nicht zu stören.
Körper
Der Kern des Körpers besteht aus einer stabilen Aluminiumkonstruktion, verbunden mit zahlreichen Makerbeams. Diese Konstruktion ist belastbar, aber dennoch noch einigermaßen leicht, sodass ich Nix auch auf der Schulter tragen kann. Die grobe Form des Körpers besteht aus einzelnen "Rippen", die mit einem 3D-Drucker aus PLA gedruckt wurden. Diese Rippen sind jeweils mit dem Aluminiumrahmen verschraubt.
Außen ist der Körper größtenteils aus Worbla-Platten gebaut, die auf den Rippen aufliegen. Das Material ist sehr leicht und lassen sich gut verarbeiten. Es wird dazu z.B. mit einem Heißluftfön erhitzt und dann in die gewünschte Form gebracht.
Die Beine bestehen innen aus zerknüllter Aluminium-Folie und sind außen aus einer Leichtschaum-Knetmasse geformt. Die Pfoten sind per 3D-Druck aus PLA hergestellt. Oben in Beinen und unten in den Pfoten sind Magnete eingebaut, die es ermöglichen, die Beine an Körper und Jacke zu befestigen.
Fell
Für das Fell war es gar nicht so einfach, das richtige Material zu finden. Im lokalen Stoffhandel und in Bastelgeschäften habe ich leider kein passendes Kunstfell gefunden. Bei Amazon und Co. konnte ich Kunstfelle kaufen, die auf den Fotos gut aussahen, aber alle nicht dicht genug waren. Dort waren an den später kurz geschnittenen Stellen das darunter liegende Basis-Gewebe sichtbar. Nach einigem Suchen habe ich bei webpelzshop.de einen Kunstfellstoff gefunden, der sehr dicht gewebt ist, ausreichend lange Haare und auch eine tolle Struktur hat.
Schuppen
Die Schuppen waren auch ein ziemlich spannendes Thema. Nachdem erste Versuche mit 3D-Druck in TPU-Gummi und PLA keine brauchbaren Ergebnisse gebracht haben, habe ich im Twitch Stream den Tipp bekommen, Moosgummi zu verwenden. Das hatte ich zunächst nicht so richtig ernst genommen, weil mir da die Strukturen der Schuppen gefehlt hätte. Bis ich auf die Idee kam, dem Moosgummi mit einem Heißluftfön und einer Texturwalze eine neue Struktur zu geben.
Zuerst hat der Lasercutter dazu verschiedene Schuppen-Größen aus Moosgummi geschnitten.
Anschließend wurden die Schuppen mit dem Heißluftfön erhitzt und schnell (so lange die Schuppe noch heiß ist) mit einer Texturwalze bearbeitet. Das Ergebnis war überraschend gut: Die Schuppen sehen recht realistisch aus und haben durch den Prozess sogar einen leichten Anthrazitschimmer erhalten.
Leider habe ich keine drei Arme, um die Heißluftfön, die Rolle und Schuppen-Greifen gleichzeitig verwenden zu können. Da ich für Nix aber unglaublich viele Schuppen benötigte, bot es sich an, den Herstellungsprozess zumindest teilweise zu automatisieren. Das schien mir eine gute Gelegenheit zu sein, meinen Industrie-Roboterarm mal wieder einzusetzen. Dieser bekam die Aufgabe, den Heißluftfön für 10 Sekunden auf die zu bearbeitende Schuppe zu halten und dann automatisch zur Seite zu schwenken, damit ich die Schuppe mit der Rolle bearbeiten kann. Das hat überraschend gut funktioniert und so konnte ich konnte kurzer Zeit eine größere Menge an Schuppen herstellen.
Da sich die Figur ja auch bewegen soll, mussten Fell und Schuppenpanzer halbwegs elastisch sein. Insbesondere beim Fell erwies sich das aber als sehr schwierig, da es leider überhaupt nicht dehnbar ist. Ich hätte mich also an der längsten Ausdehnung orientieren müssen, so dass das Fell beim Zusammenschieben unschön Wellen geworfen hätte.
Als Lösung habe ich das Fell in 90° zur gewünschten Dehnungsrichtung per Lasercutter in Streifen geschnitten und dann auf elastischen Stoff geklebt.
Die gleiche Anforderungen bestand für den Teil des Körpers, der nicht mit Fell, sondern mit Schuppen bedeckt ist. Hier habe ich die Schuppen mit leichter Überlappung mittels eines kleinen Tropfens Heißkleber auf einem elastischen Stoff befestigt. Dadurch ist der gesamte Körper elastisch und kann sich mit den Bewegungen der Figur dehnen.
Schulter-Halterung
Der fertige Nix wiegt ca. 3 kg und soll auf der Schulter sitzen. Damit das hält, muss eine stabile Verbindung zwischen der Figur und der Schulter bestehen. Gleichzeitig möchte ich Nix aber für den Transport und Reparaturen auch leicht abnehmen können.
Die erste Idee war eine Schraubverbindung mit entsprechend dicken Schrauben. Das hätte beim Anbringen aber immer einen großen Aufwand und Fummelarbeit bedeutet - und das Risiko, dass man Schrauben oder Muttern unterwegs verliert. Daher habe ich mich für einen Schnellverschluss auf Basis von zwei Fotostativ-Wechselplatten entschieden. Diese sind sehr stabil und lassen sich dennoch mit einem Handgriff anbringen und abnehmen.
Die Halterung selbst ist aus stabilen Alu-Profilen gebaut und in der Jacke versteckt. Sie ist so geformt, dass sie ähnlich wie die Gurte eines Rucksacks auf die Schulter passt und nicht so leicht verrutschen kann.
Elektronik + Software
Die Elektronik ist identisch zu der des animatronischen Grogu, mit dem einzigen Unterschied, dass der Akku dieses Mal nicht im Körper der Figur sitzt, sondern in einer Gürteltasche. Dadurch kann ich den Akku einfach wechseln, ohne die Figur abnehmen zu müssen und das Gewicht auf der Schulter ist geringer. Ansonsten sind der ESP32, die zwei Spannungswandler, die Bus-Servo-Adapter, Mp3-Player und Verstärker identisch. Natürlich habe ich auch wieder die Animatronic Workbench eingesetzt.